Auswandern als Privatier: Wieso, weshalb, wohin - und was für den Verbleib in Deutschland spricht
Wer finanzielle Unabhängigkeit erlangt hat, möchte diese erhalten und von seinem Kapital bestmöglich leben. “Bestmöglich leben” bedeutet jedoch für jeden etwas anderes. Denn dem einen ist möglichst wenig Steuerbelastung wichtig, der andere schielt auf niedrige Lebenshaltungskosten, eventuell wären auch eine schöne Landschaft oder ganzjährig tolles Wetter schön. Zudem können gesellschaftliche, politische oder sonstige persönlichen Gründe eine Rolle spielen. Insofern gilt, dass die Fragen: “Soll ich als Privatier auswandern und wenn ja, wohin”, niemals pauschal beantwortet werden können. Beschränken wir uns deshalb einfach mal auf die finanziellen Beweggründe und schauen, welche Folgen eine solche Entscheidung hätte und ob sie überhaupt Sinn ergibt.

WICHTIGER HINWEIS: Dieser Artikel empfiehlt unter keinen Umständen und an keiner Stelle, dass Du oder jemand anderes aus steuerlichen Gründen auswandern solltest - ganz im Gegenteil erwähnen wir auch, dass es mitunter keinerlei Sinn ergibt. Dennoch ist die legale. Der Inhalt gibt ferner ganz allgemein Aufschluss darüber, welche zu 100 % LEGALEN Möglichkeiten zu Senkung der Steuerlast es gibt und wie sich diese auswirken könnten. Die Informationen dienen ausschließlich der allgemeinen Orientierung und stellen keine steuerliche oder rechtliche Beratung dar. Wir empfehlen daher, jede Entscheidung mit qualifizierten Fachpersonen zu besprechen, sich über offizielle Kanäle zu informieren und Steuerberater und / oder Rechtsanwalt zu Rate zu ziehen. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der in diesem Artikel dargestellten Informationen übernehmen wir keine Haftung.
Steuerliche Vorteile: Wo lässt sich was sparen?
Einer der Hauptgründe für Privatiers, Deutschland zu verlassen, ist die steuerliche Belastung. Doch ob das wirklich ein Grund für Dich ist, auszuwandern, solltest Du genau prüfen. Ausschlaggebend ist nämlich, wie sich Dein Einkommen als Privatier zusammensetzt und welche Steuern überhaupt anfallen und ob ein Umzug ins Ausland die Situation beeinflusst.
- Lebst Du beispielsweise von Deinem Ersparten, fallen in Deutschland überhaupt keine Steuern an. Denn zu der Zeit als Du das Geld verdient hast, wurde es bereits über die Einkommensteuer versteuert. Und eine Vermögensteuer wird aktuell in Deutschland nicht erhoben.
- Beziehst Du Geld aus einer gesetzlichen Rente, so wird diese fast immer weiterhin in Deutschland versteuert. Nur in Ausnahmefällen gelten je nach Doppelbesteuerungsabkommen die Steuersätze des neuen Wohnsitzlandes. Sehr wahrscheinlich hättest Du also auch hier keinen Vorteil durchs Auswandern.
- Hast Du Immobilien in Deutschland, die Du vermietest, um Deinen Lebensunterhalt als Privatier zu finanzieren, so werden auch diese Einkünfte weiterhin am Ort versteuert, wo sich die Immobilien befinden. Letztlich müsstest Du Haus oder Wohnung also verkaufen und im Ausland neu investieren, um eine Veränderung der steuerlichen Situation herbeizuführen.
- Ist Dein Vermögen fein säuberlich angelegt und erwirtschaftet Kapitalerträge, so könnte ein Wohnsitzwechsel tatsächlich etwas bewirken. In der Regel werden Kapitalerträge am Wohnsitz besteuert. In Deutschland gelten aktuell 25 % Kapitalertragsteuer zzgl. 5,5 % Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer. Einen Freibetrag von 1.000 Euro für Alleinstehende und 2.000 Euro für Verheiratete gibt es auch. Wichtig: Viele Länder, darunter auch Deutschland, erheben eine Quellensteuer für Kapitalerträge. Ein Teil dieser Quellensteuer kann auf die Kapitalertragsteuer angerechnet werden - je nach Abkommen.
Staaten ohne Kapitalertragsteuer
- Vereinigte Arabische Emirate (Dubai, Abu Dhabi, etc.)
- Monaco
- Paraguay
- Bahamas
- Bermuda
- Cayman Islands
- Vanuatu
- Liechtenstein
- (Schweiz)
Länder mit geringen oder steuerfreien Sonderregelungen
- Portugal (NHR-Status – eingeschränkt ab 2024)
- Griechenland (Non-Dom-Regelung)
- Malta (Non-Dom-Regelung)
- Georgien
- Malaysia
- Thailand (für Ausländer unter bestimmten Bedingungen)
WICHTIG: Es könnte sein, dass Kapitalerträge in einigen Ländern trotzdem noch versteuert werden, auch wenn es keine explizite Kapitalertragsteuer gibt. So werden beispielsweise in Ländern wie der Schweiz Dividenden, Einkünfte aus Vermietung / Verpachtung sowie der Eigenmietwert und fest verzinste Kapitalanlagen (z. B. Tagesgeldkonten, Festgeldkonten) ganz normal als Einkommen versteuert. Kursgewinne auf Aktien und Gewinn durch Handel mit Kryptowährungen sind dort allerdings steuerfrei.
Länder ohne Einkommensteuer
Golfstaaten (reiche Ölstaaten)
- Vereinigte Arabische Emirate (VAE)
- Katar
- Kuwait
- Saudi-Arabien
- Bahrain
- Oman
Karibische Steuerparadiese
- Bahamas
- Bermuda
- Kaimaninseln
- Anguilla
- Turks- und Caicosinseln
Weitere Länder ohne Einkommensteuer
- Monaco
- Brunei
- Vanuatu
- Nauru
Sehr niedrige Einkommensteuer
- Andorra
- Georgien
- Hongkong
- Singapur
- Panama
- Liechtenstein
Lebenshaltungskosten: Wo ist das Leben richtig günstig (im Vergleich zu Deutschland)?
Neben Steuern und Abgaben sind auch die Lebenshaltungskosten relevant, wenn Du eine Gesamtrechnung aufmachst. Weil Staaten wie Indien, Bangladesch oder Kambodscha für Dich aber eventuell nicht infrage kommen, möchte ich ein paar Länder anführen, die uns kulturell zumindest näher sind und dabei geringere Lebenshaltungskosten aufweisen:
- Portugal
- Spanien
- Tschechien
- Polen
- Slowenien
- Ungarn
- Rumänien
- Bulgarien
Was ist eigentlich mit der Krankenkasse?
Prinzipiell ist man am Wohnsitz versichert. Ziehst Du als Privatier zum Beispiel in die Schweiz um, müsstest Du Dich dort krankenversichern.
Ausnahmen gelten, wenn man als Rentnerin oder Rentner gesetzlich krankenversichert ist und den Wohnsitz ins EU-Ausland verlegt. In solchen Fällen bleibt die bisherige Mitgliedschaft in der GKV unter bestimmten Bedingungen bestehen. Wenn Du privat versichert bist, solltest Du Dich vorab mit der Versicherung in Verbindung setzen und die richtigen Schritte klären.
Selbstverständlich gibt es auch Staaten, in denen keine Kranken- und Pflegeversicherungspflicht herrscht. Dort wärst Du im Notfall dann auf Dich alleine gestellt, sofern der Staat keine grundlegende Absicherung für solche Fälle vorsieht.
Wegzugsbesteuerung in Deutschland: Was Du wissen solltest
Wenn Du als Steuerzahler Deutschland verlässt und ins Ausland ziehst, kann es sein, dass Du mit der sogenannten Wegzugsbesteuerung konfrontiert wirst. Diese betrifft vor allem Gesellschafter von Kapitalgesellschaften, die ihren Wohnsitz ins Ausland verlegen. Das bedeutet, dass auf latente Gewinne (also nicht realisierte Gewinne) einer Gesellschaft Steuern erhoben werden können, auch wenn Du die Gesellschaft nicht verkaufst.
Wichtig zu wissen:
- Die Wegzugsbesteuerung gilt nicht für alle Steuerzahler, sondern vor allem für Beteiligungen von mehr als 1 % an Kapitalgesellschaften.
- Sie wird fällig, wenn Du Deutschland in ein Land außerhalb der EU oder des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) verlässt. Innerhalb der EU gibt es Erleichterungen durch die Anwendung von Doppelbesteuerungsabkommen.
- Stundungsmöglichkeiten: In vielen Fällen kann die Steuer aufgeschoben werden, wenn Du innerhalb von fünf Jahren in Deinem neuen Wohnsitzland steuerpflichtig bleibst.
Die Regelungen sind komplex und hängen von vielen Faktoren ab, daher empfiehlt es sich, vor dem Umzug einen Steuerberater zu konsultieren, um mögliche steuerliche Folgen richtig einzuschätzen.
Fazit: Genaue Prüfung notwendig
Überlege Dir genau, was Du von einem potenziellen Umzug erwartest.
- Möchtest Du wirklich eine kulturelle Veränderung, nur um Steuern zu sparen?
- Geht es Dir letztlich darum, einen schon lang gehegten Traum endlich wahr werden zu lassen und nimmst Du dafür auch höhere Belastungen in Kauf?
Solltest Du Dich also tatsächlich dazu entscheiden, auszuwandern, informiere Dich vorab über die Erfolgsaussichten und exakten Begebenheiten im Land Deiner Wahl. Denn, sofern Du nicht innerhalb der EU umziehst, gelten teils harte Einreise- und Einwanderungsgesetze. Es wird nicht schaden, wenn Du über sehr hohe finanzielle Mittel verfügst.
Letztlich könntest Du Deine Ideen mit einem in diesem Feld versierten Steuerberater und / oder Finanzexperten besprechen, um einen perfekt auf Dich abgestimmten Plan zu entwickeln. Das ist vor allem dann wichtig, wenn Deine Einkünfte aktuell aus verschiedenen Quellen stammen, die dann bei einer Auswanderung unterschiedlich bewertet werden könnten.