Auswandern als Rentner: Aber wohin – und ist das wirklich [immer] eine gute Idee?
Du hast’s geschafft: Rente. Endlich raus aus dem Arbeitsalltag. Und jetzt? Endlich leben! Vielleicht sogar woanders?
Viele Rentner überlegen irgendwann: Warum nicht auswandern? Vielleicht träumst du von Sonne, Meer, mehr Lebensfreude – oder einfach nur von niedrigeren Preisen im Supermarkt. Doch: Ist das wirklich so einfach? Und ist es überhaupt sinnvoll?

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und stellt keine steuerliche, rechtliche oder medizinische Beratung dar. Er soll dich dabei unterstützen, dir erste Gedanken zu machen – ersetzt aber keinesfalls eine individuelle Beratung durch Steuerberater, Rentenexperten oder Fachanwälte. Wir sprechen keine Empfehlung für eine Auswanderung aus, sondern zeigen lediglich Aspekte und Fragestellungen auf, die du für eine eigenverantwortliche Entscheidung berücksichtigen solltest.
Warum viele Rentner auswandern wollen
Gründe gibt es viele – hier ein paar der häufigsten:
- Wetter: Nie wieder graue Wintertage!
- Lebenshaltungskosten: Mehr Lebensqualität fürs gleiche Geld.
- Gesundheit: Reizklima, bessere Ernährung, weniger Stress.
- Abenteuerlust: Endlich machen, was man sich früher nie getraut hat.
- Unzufriedenheit mit Deutschland: Bürokratie, Gesellschaft, Politik – was auch immer.
Aber auch wichtig: Bist du wirklich auf der Suche nach einem neuen Leben – oder eher nach einem langen Urlaub?
Innerhalb der EU: Einfacher, aber nicht ganz ohne Tücken
Der größte Vorteil innerhalb der EU: Keine Aufenthaltsgenehmigung notwendig. Du darfst dich grundsätzlich in jedem EU-Land aufhalten und dort leben, wo du möchtest.
💡 EU-Auswanderung für Rentner
✅ Rente: Wird weiterhin aus Deutschland überwiesen – brutto wie netto (außer du wanderst nach z. B. Frankreich oder Spanien aus, wo ggf. Quellensteuer greifen kann – Stichwort Doppelbesteuerungsabkommen).
✅ Krankenkasse: GKV-Mitglieder können unter bestimmten Bedingungen in der gesetzlichen Versicherung bleiben. Du brauchst dafür eine S1-Bescheinigung der Krankenkasse.
✅ Niederlassungsfreiheit: Du brauchst keine Aufenthaltsgenehmigung, aber du musst dich bei längeren Aufenthalten anmelden (z. B. in Spanien, aber auch fast überall sonst nach 90 Tagen).
✅ Meldepflicht & Steuer: In einigen Ländern musst du dich steuerlich registrieren. Je nach Land können lokale Steuern anfallen (z. B. auf Immobilienbesitz).
Beliebte EU-Länder für Rentner
Land | Pluspunkte | Stolperfallen |
Portugal | Mildes Klima, gute Gesundheitsversorgung, Steuerprivilegien (eingeschränkt seit 2024) | Wohnungsmangel in Ballungsräumen |
Spanien | Viele deutschsprachige Gemeinden, günstiges Leben | Hitze im Sommer, Immobilienpreise steigend |
Bulgarien | Extrem niedrige Kosten, EU-Mitglied | Sprache, Gesundheitsversorgung schwächer |
Italien | Lebensqualität, Kulinarik, Kultur | Bürokratie, regionale Unterschiede groß |
Außerhalb der EU: Deutlich größerer Hürden als innerhalb der Europäischen Union
Jetzt wird’s komplexer. Willst du z. B. nach Thailand, Mexiko oder Uruguay, brauchst du mehr als einen Flug und ein neues Handy-Abo. Selbst bei einer Auswanderung in die nahegelegene Schweiz gibt es hohe Hürden für Rentner.
💡 Voraussetzungen außerhalb der EU
❗ Visum/Aufenthaltstitel: Fast immer Pflicht – oft gekoppelt an Mindestvermögen oder Mindestrente.
💶 Einkommensnachweis: Z. B. in Thailand min. ca. 2.000 €/Monat oder 800.000 Baht auf einem lokalen Konto.
🛂 Erneuerungspflicht: Oft nur Jahresvisa, die regelmäßig verlängert werden müssen.
🩺 Krankenversicherung: Private Absicherung oder Versicherung in staatlicher Versicherung Pflicht, oft mit Nachweispflicht – oder Selbstzahler im Ernstfall.
📜 Dokumente: Übersetzte und beglaubigte Unterlagen erforderlich (Geburtsurkunde, Rentenbescheid, Führungszeugnis etc.)
Was kostet das Leben da draußen eigentlich?
Land | Wohnen (Miete) | Lebensunterhalt | Gesamtkosten ca. |
Deutschland | 800–1.200 € | 500–800 € | 1.300–2.000 € |
Portugal | 500–900 € | 400–600 € | 1.000–1.500 € |
Bulgarien | 300–500 € | 300–400 € | 700–1.000 € |
Thailand | 400–700 € | 300–500 € | 800–1.200 € |
Mexiko | 500–800 € | 400–500 € | 900–1.300 € |
Costa Rica | 600–1.000 € | 500–600 € | 1.100–1.600 € |
Hinweis: Starke regionale Unterschiede, Währungsrisiken beachten.
Steuern? Auch im Ruhestand ein Thema
Nur weil du Rentner bist, heißt das nicht, dass du steuerfrei lebst – schon gar nicht im Ausland.
- Deine gesetzliche Rente wird oft weiterhin in Deutschland besteuert.
- Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) regeln, ob und wie dein neues Wohnsitzland ebenfalls Steuern erheben darf.
- In Ländern ohne DBA mit Deutschland kann es zur Doppelbesteuerung kommen (z. B. in Thailand bei bestimmten Rentenformen).
- Rentner mit Kapitalerträgen sollten sich dringend steuerlich beraten lassen – viele Länder versteuern Einkünfte weltweit.
Nicht vergessen: Wegzugsbesteuerung (selten, aber wichtig)
Die betrifft vor allem dich nicht, wenn du „nur“ gesetzliche Rente beziehst. Aber:
- Greift bei Beteiligung >1 % an einer Kapitalgesellschaft (z. B. GmbH).
- Fällt an bei Umzug in ein Nicht-EU/EWR-Land.
- Es werden fiktive Gewinne auf Anteile besteuert – auch ohne Verkauf.
- Innerhalb der EU ist eine Stundung möglich.
Wenn du unsicher bist: Steuerberater fragen, bevor du den Wohnsitz verlegst.
Kultur, Klima, Krankenversorgung – nicht unterschätzen!
Es klingt romantisch, auf einer thailändischen Insel zu leben. Aber bist du bereit, dich kulturell anzupassen?
- Sprache: Englisch reicht selten für Bürokratie, Ärzte, Notfälle.
- Medizinische Versorgung: In vielen Ländern gut – aber teuer ohne Versicherung.
- Soziale Isolation: Wer keine neuen Kontakte knüpft, vereinsamt oft schneller als gedacht.
- Rückkehroption: Denk dran: Auch zurückzukehren ist nicht immer einfach oder kostenlos.
🌍 Wohin zieht es deutsche Rentner am häufigsten?
Tatsächlich verlassen jedes Jahr viele Ruheständler Deutschland – und zwar nicht nur für einen langen Urlaub. Laut Daten der Deutschen Rentenversicherung wurden Ende 2023 rund 1,8 Millionen Renten ins Ausland überwiesen. Besonders beliebt sind dabei europäische Nachbarländer mit guter Infrastruktur, geringeren Sprachbarrieren – und oft besserem Wetter.
📌 Besonders häufig zieht es deutsche Rentner laut DRV in diese Länder (eigene Auswertung, gerundet):
Region | Beispiele | Warum so beliebt? |
---|---|---|
Zentraleuropa | Österreich, Schweiz | Nähe zu Deutschland, ähnliche Kultur, gute Medizin |
Südeuropa | Spanien, Frankreich, Italien | Mildes Klima, mediterraner Lebensstil |
Nordamerika | USA, Kanada | Familiennachzug, stabile Systeme |
Sonstige | Australien, Großbritannien | Englischsprachig, oft familiäre Verbindungen |
➡️ Insgesamt zeigt sich: Europa bleibt klar der Favorit. Die Nähe zur Heimat, EU-Rechte (z. B. beim Krankenkassenschutz) und vergleichbare Standards spielen für viele eine größere Rolle als Exotik oder niedrige Preise.
Hinweis: Die Zahlen basieren auf öffentlich zugänglichen DRV-Statistiken und wurden journalistisch verdichtet. Sie geben eine Tendenz wieder, nicht die exakte Zahl der ausgewanderten Personen.
Eine Reihe von Ländern im Fokus
Fazit: Lieber träumen – aber mit Plan
Auswandern kann traumhaft sein – oder zum Albtraum werden. Je besser du vorbereitet bist, desto größer ist die Chance, dass dein neues Leben auch wirklich besser wird.
Stell dir ein paar ehrliche Fragen:
- Will ich wirklich auswandern – oder nur vor etwas fliehen?
- Bin ich bereit, mich auf ein neues Land wirklich einzulassen?
- Habe ich Plan B, C und D, wenn etwas schiefläuft?
- Und: Habe ich mir fachlichen Rat geholt?
Du hast Zeit. Nimm sie dir. Und dann entscheidest du: Ja – oder lieber doch nicht.
Tipp: Wer es wirklich wissen will, sollte sich unbedingt bei offiziellen Stellen wie dem Auswärtigen Amt, der Deutschen Rentenversicherung und den Botschaften der jeweiligen Länder informieren – dort gibt’s aktuelle, verlässliche und rechtssichere Auskünfte.
Lies auch: Auswandern als Privatier - sinnvoll oder teilweise eher kontraproduktiv?
FAQs zum Thema "Auwandern als Rentner"
Das Wichtige nochmal kurz und bündig auf einen Blick:
Die Deutsche Rentenversicherung überweist grundsätzlich in über 150 Länder weltweit. Es kann aber zu Einschränkungen oder zusätzlichen Anforderungen kommen – z. B. bei Ländern ohne bilaterales Sozialversicherungsabkommen. Eine Übersicht gibt’s direkt bei der DRV.